Bei der zunehmenden Vernetzung von Maschinen und Anlagenkomponenten (IoT) nimmt die Leistungsfähigkeit von Rechenzentren eine Schlüsselrolle ein. Für viele Unternehmen ist es daher essenziell, sich mit unterschiedlichen IT-Wachstumsstrategien auseinander zu setzen. In diesem zweiteiligen Beitrag werden praxisnahe Modernisierungs- und Ausbau-Strategien vorgestellt, die Unternehmen helfen, den richtigen Ansatz für sich zu finden.
Im ersten Teil der Reihe wurde thematisiert, wie grundlegende Modernisierungsmaßnahmen und vorgefertigte Pods bzw. Containerlösungen die Rechenleistung verbessern und erweitern können. Der zweite Teil widmet sich den Möglichkeiten von neuen Bereitstellungstechnologien, etwa dem Edge-Computing. Wir wägen die Vorteile von RZ-Neubau und Colocation-Diensten gegeneinander ab.
Latenzen? Nein danke!
Angesichts immer größer werdender Datenmengen, die mit der Nutzung IoT-vernetzter Geräte einhergehen, führt in vielen Fällen kein Weg an Bereitstellungstechnologien wie dem Edge-Computing vorbei. Nach Angaben der Analysten von IDC wird künftig sogar der größte Teil an Rechenleistung nicht in zentralen Kernrechenzentren entstehen. Sie entsteht in einer Vielzahl von Edge-Standorten innerhalb von Fabriken, Krankenhäusern, Flughäfen, Geschäften oder Hotels.
Edge-Standorte bestehen in der Regel aus autarken Micro-Rechenzentren. Hier werden lokal anfallenden Daten unmittelbar in der Nähe ihres Entstehungsorts verarbeitet. Dadurch wird die Übermittlung in eine zentrale Cloud überflüssig. Die Sensordaten von Maschinen können schon am Netzwerkrand selektiert sowie ausgewertet werden. Und das bietet einige Vorteile: So werden beispielsweise Latenzen minimiert und Netzwerküberlastungen effektiv verhindert.
Der Aufbau einer Edge-Computing-Infrastruktur kann dabei präzise an die individuellen Anforderungen angepasst werden. So bietet Schneider Electric drei verschiedene Ausprägungen an, die unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden: Einzelsysteme sind die kleinste Variante der Edge. Sie erfüllen klar definierte Aufgaben, wie etwa den Betrieb eines Sicherheitssystems für ein Gebäude oder das Sammeln und Übertragen von Sensor- und Statusdaten. Die nächsthöhere Stufe der Edge, die 19“-Rackmount-Systeme, übernehmen typischerweise anspruchsvollere IT-Aufgaben. Dazu zählen z.B. die Bereitstellung von IT-Diensten oder Datenbanken-Frontend sowie die Analyse und Zwischenspeicherung von Metadaten. Multi-Rack-Umgebungen hingegen ähneln von ihrer Ausstattung her weitestgehend klassischen Serverräumen. Zum Einsatz kommen sie bei rechenintensiven Aufgaben wie industrieller Bildverarbeitung, 3D-Visualisierung, KI-Anwendungen oder Condition Monitoring.
Neubau vs. Colocation
Je nachdem, welche Bedingungen vorliegen, ziehen es Unternehmen bisweilen dennoch vor, ein neues Rechenzentrum zu errichten. Denn neben einer langfristigen Verlässlichkeit, einer höheren Effizienz und Nachhaltigkeit, bietet ein Neubau eine wesentlich längere Nutzungsdauer als ein einfaches Upgrade. Nicht zu unterschätzen sind jedoch die Kosten bei der Errichtung und dem Betreiben eines neuen Rechenzentrums.
Eine Alternative zum Neubau bilden Colocation-Rechenzentren, die ein hohes Sicherheitslevel bieten und durch ihre einfache Skalierbarkeit eine kosteneffiziente Pay-as-you-Grow-Wachstumsstrategie unterstützen. Maßgebliches Kriterium bei der Entscheidung zwischen Colocation-Dienstleistungen und der Errichtung eines neuen Rechenzentrums sollte jedoch die geplante Nutzungsdauer sein. Bei einer geringen Nutzungsdauer erweist es sich häufig als vorteilhafter, einen Colocation-Anbieter zu beauftragen und kein neues Rechenzentrum zu errichten.
Fazit
Bei der Frage, welche Modernisierungsstrategie am sinnvollsten für das eigene Rechenzentrum ist, müssen die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, Projektlaufzeiten und vor allem der Bedarf an Rechenleistung berücksichtigt werden. Je nach Ausgangssituation stehen den Unternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um die Rechenleistung ihrer Datacenter zu verbessern. Dabei bedeutet die Entscheidung für eine bestimmte Vorgehensweise nicht, dass andere Alternativen nicht mehr in Frage kommen. Unternehmen sollten es durchaus in Betracht ziehen, mehrere Strategien parallel zu verfolgen, um die bestmöglichen Voraussetzungen für das Industrial Internet of Things (IIoT) zu schaffen.
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