Das Wachstum der Datenflut – Wie wir Datenmassen bewegen

Chats, Videos, Streaming-Dienste – wir alle produzieren enorme Datenmenge. Immer mehr wird vernetzt, von der Mikrowelle bis zum autonomen Fahrzeug. Niels Freese sorgt dafür, dass die Infrastruktur dahinter nicht heiß läuft.

Unser Datenhunger wächst. Jede SMS, jede Instagram-Story, jede E-Mail und jede WhatsApp-Nachricht – alles löst einen Impuls irgendwo in einem Rechenzentrum aus. Allein bei einem der großen Mobilfunkanbieter hat sich das Datenvolumen, welches all seine Kunden benötigen, in den letzten fünf Jahren verzwölffacht – auf spektakuläre 2.700 Petabyte. Das ist eine Größenordnung, die kaum vorstellbar ist. Zum Vergleich: Ein Petabyte entspricht 13.3 Jahren HD-Video-Laufzeit. 1,5 Petabyte ist etwa die Größe von 10 Billionen Facebook-Fotos. Auf einer Festplatte mit 50 Petabytes könnte alles, was jemals von der Menschheit seit Anbeginn der Zeit in Schrift festgehalten wurde, gespeichert werden – in allen Sprachen der Welt. Und irgendwer muss all diese Daten verarbeiten.

Bis zu 20 Prozent Zuwachs – im Jahr!

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Niels Freese

Auftritt Niels Freese. Der 49-Jährige ist bei Schneider Electric für Data Center verantwortlich. Das Wachstum unserer Datenmengen ist ihm voll und ganz bewusst. „Die Flächen für Data Center wachsen jedes Jahr um 10 bis 20 Prozent“, sagt Freese, „Das wird sich noch sich noch eine Weile so hinziehen! Allein 60 Prozent des Datenflusses hängt an Video On-Demand. Und da ist es noch nicht einmal so, dass das jeder macht. Dazu kommen das Internet of Things, autonomes Fahren.“, prophezeit er weiter, „Vielleicht ändert sich noch Vieles! Es entwickeln sich ganz andere technische Möglichkeiten!“ In den wenigen Sätzen wird klar: die Datenmengen, die wir alle produzieren befinden sich erst am Anfang. Es gibt also viel zu tun für Freese und sein Team.

Die Cloud ist auch nur eine Festplatte

Was sind Data Center denn eigentlich? Bei allem, was wir im Internet tun, müssen Daten von einem Ort zum anderen gebracht werden. Streame ich einen Film, liegt dieser Film irgendwo in einem Data Center auf einem Computer. Von dort wird er von meinem Smartphone oder SmartTV abgerufen. Woran viele Leute nicht denken: Etwas ‚in der Cloud‘ zu speichern, bedeutet auch nur, dass die Festplatte in einem Data Center liegt. Demnach ist ein Rechenzentrum ein Ort, in dem extrem viele Festplatten liegen, die auf Zuruf Daten von A nach B verschieben – zum Beispiel einen Film zu meinem Smartphone. Dafür ist natürlich viel Energie notwendig. Spätestens jetzt wird klar, was Schneider Electric damit zu tun haben könnte.

Energie = Wärme

„Wir sind hauptsächlich im Bereich von Energie und Kälte tätig“, sagt Freese, „Die ganze Abwärme muss ja auch wieder aus dem Gebäude raus.“ Klar, wo viel Energie gebraucht wird entsteht auch viel Wärme. Aber das ist längst nicht alles. Einer der Schwerpunkte ist der Bereich Colocatoion „Wir können uns das vorstellen wie ein Mietshaus. Wir betreuen Vermieter, die ihre Flächen vermieten, damit Firmen ihre Server und Festplatten dort hinstellen können. Der Vermieter bekommt also Geld und kümmert sich um die sichere Versorgung, den Service und die Wartung des Gebäudes“, so erklärt es der Fachmann. Was also, wenn auf einmal in einem ganzen Wohnblock das Licht ausgeht?

Das Licht geht aus, der Server brummt

Unterbrechungsfreie Stromversorgung‘ verhindert, dass unser Stream ruckelt, wenn irgendwo der Strom ausfällt. Seit 2017 ist Freese im Bereich Data Center zuständig – der Name seiner Abteilung sagt schnell, wie wichtig die Stromversorgung ist: ‚Secure Power‘. Das heißt, auch wenn im Landkreis das Kraftwerk ausgeht, brummen im Rechenzentrum die Server fleißig vor sich hin. Schließlich verlangt der Endnutzer die/eine ständige Verfügbarkeit seiner Daten. Freese betreut Rechenzentrumsprojekte in ganz Deutschland, sowie Österreich und der Schweiz. Unterstützt wird er von 14 Mitarbeitern in verschiedenen Funktionen, die wiederum in der ganzen Region verteilt sind.

Verteilt und doch zusammen

„Ein Team zusammenzuhalten, was so verteilt ist, ist eine Herausforderung“, sagt Freese offen. Aber es funktioniert. „Ich versuche die Leute enger zusammenzubringen, Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen“, erklärt Freese. Seine Leute sitzen an acht Standorten verteilt in vier unterschiedlichen Funktionen. „Alle Funktionen müssen kommunizieren und sprechen, damit Ergebnis optimal ist“, erläutert er, „In der Schweiz sitzen auch vier Kollegen in einem Büro, da ist das natürlich einfacher.“

„Was uns begrenzt, ist die Physik“

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Niels Freese

Für Niels Freese sind die Data Center einfach ein fachlich wahnsinnig spannendes Thema. Als er 2001 als Promoter für Großhandels- und Energieprodukte bei Schneider Electric einstieg, war noch nicht absehbar, dass er mal Experte für diese Art der Gebäudetechnik wird. Ein Zukunftsthema, welches gerade stark aufkommt, sind sogenannte Edge-Solutions. Freese erklärt es so: „In der Vergangenheit hatte jeder sein eigenes Rechenzentrum, auch Schneider. Jetzt mieten sich die meisten in große Rechenzentren ein. Doch die Datenströme werden immer größer. So bietet es sich inzwischen an, Daten lokal zu bearbeiten und erst dann selektiert an das Data Center zu schicken.“ Es geht also nicht nur größer und schneller bei den Data Centern, sondern sie werden auch dezentraler. Die technologische Entwicklung kennt nur eine Richtung: Steil bergauf. Um es mit den Worten Freeses zu sagen: „Das einzige, was uns begrenzt, ist die Physik.“

 

 

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