Herausforderungen und Lösungen
Die Elektromobilität gewinnt zunehmend an Bedeutung und setzt sich immer stärker durch. Auch der Ausbau von Ladeinfrastruktur in Tiefgaragen für Mehrfamilienhäuser schreitet voran. Ob bei Neubauten oder bestehenden Wohnhäusern, die Nutzung von Elektromobilität wird immer attraktiver. Doch wie plant man effektiv die Integration von Ladeinfrastruktur in einem Wohnbau mit Tiefgarage? Welche Herausforderungen sind zu meistern, und welche Lösungen gibt es? In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick auf diese Fragen.
Stellen wir uns einfach vor, wir wollen eine Ladeinfrastruktur in einer Tiefgarage eines Sechs-Parteienhauses installieren.
Vorbereitung und Planung
Die Planung für die Integration von Ladeinfrastruktur in einem Wohnbau mit Tiefgarage beginnt mit der Festlegung der Anzahl der Ladepunkte. Hierbei ist es ratsam, von Anfang an eine gewisse Flexibilität einzuplanen, um zukünftige Erweiterungen zu ermöglichen. Dies fordert auch der Gesetzgeber im sogenannten GEIG, dem Gebäude-Elektromobilitäts-Infrastruktur-Gesetz. Die Platzfrage ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der berücksichtigt werden muss. Unter Umständen ist der Aufbau eines zusätzlichen Zählerschranks erforderlich.
Leistungsprüfung des Hausanschlusses
Es ist entscheidend, die Leistungsfähigkeit des Hausanschlusses zu überprüfen, um Überlastungen grundsätzlich zu vermeiden. Langzeitmessungen sind hierbei hilfreich, um den Stromverbrauch der Bewohner zu analysieren und potenzielle Engpässe und Verbrauchsspitzen (typischerweise morgens und abends) zu identifizieren. Wenn die Leistung am Hausanschluss nicht ausreicht, muss eine Genehmigung vom Stromanbieter eingeholt werden, was zusätzliche Kosten verursachen kann.
Typische Installation mehrerer Wallboxen in einer Tiefgarage mittels Schienenverteilersystem.
Im Rahmen der Leistungsprüfung wird in der Regel auch direkt die Installation eines Last- / Lademanagements definiert. Das dynamische Lademanagement EV Charging Expert von Schneider Electric beispielsweise sorgt dafür, dass Lasten sekundengenau am Anschluss gemessen werden und die Ladeinfrastruktur je nach Auslastung gesteuert, bzw. die Leistung bei hohen Verbräuchen am Hausanschluss runtergeregelt wird.
Anzeigepflicht / Meldepflicht von Ladesäulen
Die Installation von Ladesäulen unterliegt der Meldepflicht, das bedeutet jede Wallbox muss beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden. Überschreitet die Leistung der Ladestation 11kW, muss diese zusätzlich genehmigt werden. Durch die Meldepflicht soll eine Überlastung des Stromnetzes verhindert und ein bedarfsgerechter Ausbau gefördert werden.
Brandrisiko minimieren
Eine eventuelle Erhöhung der Brandlast durch Wärmestau in Kabeltrassen ist ein weiteres Risiko, das minimiert werden muss. Die Feuerwehr sollte daher immer vorab in die Planung einbezogen werden, um das Risiko zu bewerten. In manchen Städten und Gemeinden legt die Feuerwehr bspw. besonderen Wert darauf, ob Einzel-Verkabelungen hinter Wohnungszählern zulässig sind. Als Alternative zum Kabel dienen Schienenverteilersysteme wie das Canalis System von Schneider Electric. Die Schiene als Alternative zur herkömmlichen Kabelinstallation senkt die Brandlast, ist modular erweiterbar und rechnet sich in der Regel ab dem vierten Ladepunkt.
Flexibles Nachrüsten
Das Canalis Schienenverteilersystem ermöglicht eine einfache Nachrüstung von Wallboxen, falls zusätzliche Ladepunkte benötigt werden, ohne große bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Die entsprechend benötigte Schiene wird einfach an das montierte System ergänzt. Für den Betrieb der Wallbox wird lediglich ein Abgangskasten mit Schutzgeräten direkt auf die Schiene montiert sowie ein Kabel zur Ladestation gezogen.
Die Kostenfrage
Die Kosten für die Integration von Ladeinfrastruktur müssen transparent geklärt werden, insbesondere in Bezug auf die Vorrüstung und die Verteilung der Kosten unter den Eigentümern. Gerade bei Eigentümergemeinschaften gibt es Personen die (noch) kein Interesse am Ausbau von Ladeinfrastruktur zeigen. Helfen kann hier bspw. ein Interessenverband der aufzeigt, wie wertsteigernd für die Immobilie der Aufbau von Ladeinfrastruktur sein kann und dass der Trend zum Elektroauto und damit die Frage, wie Elektromobilisten laden können, wichtiger wird.
Verbraucherbasierte Abrechnung und Nutzerzufriedenheit
Die Abrechnung nach Verbrauch und die Zufriedenheit der Nutzer sind entscheidende Faktoren. Dies erfordert eine klare Regelung der Zuordnung derjenigen, die für den Energieverbrauch verantwortlich sind. Dies wird besonders relevant, wenn es um die Anmeldung von Zählern und den Besitz von Ladestationen geht, da hier rechtliche Fragen auftreten können.
Zähleranmelder und Infrastruktur-Besitzer
In einigen Szenarien sind die Personen, die die Zähler anmelden, identisch mit denjenigen, die im Besitz der Infrastruktur sind, einschließlich der Ladestationen. Dies ist rechtlich unproblematisch, da sie im Grunde genommen sich selbst mit Energie versorgen.
Herausforderungen bei unterschiedlichen Eigentümern
In anderen Fällen gehören die Zähler und Ladestationen unterschiedlichen Mietern oder Eigentümern. Dies führt zu rechtlichen Unterschieden, da die Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) den Strom an die jeweiligen Eigentümer liefert. In solchen Situationen ist die Zusammenarbeit mit Energieversorgungsunternehmen wie
GP Joule, einem Schneider Electric Partner, erforderlich, um diese komplexe Aufgabe zu bewältigen.
Umsatzsteueraspekte bei Hausverwaltungen
Es ist von großer Bedeutung zu beachten, dass Hausverwaltungen und Wohnbaugesellschaften oft von der Umsatzsteuer befreit sind. Wenn sie jedoch plötzlich Dienstleistungen im Bereich der Ladeinfrastruktur hinzufügen, können steuerliche Fragen auftauchen. Daher ist es ratsam, diese Angelegenheit im Voraus zu klären, um unerwünschte steuerliche Konsequenzen zu vermeiden.
Die Rolle von Interessengemeinschaften
In einigen Fällen bilden sich Interessengemeinschaften, in denen diejenigen, die von der Vorrüstung für Ladeinfrastruktur profitieren, die Kosten tragen. Dies kann eine Lösung sein, um sicherzustellen, dass alle gerecht behandelt werden, auch wenn nicht alle Eigentümer zustimmen.
Fazit
Die Integration von Elektromobilität in Wohnbauten mit Tiefgaragen erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination, bei der zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden müssen. Von der Leistungsprüfung des Hausanschlusses bis zur transparenten Kostenverteilung – jede Phase erfordert Aufmerksamkeit und Expertise. Wenn Sie Unterstützung bei der Umsetzung solcher Projekte benötigen, stehen wir von Schneider Electric Ihnen gerne zur Verfügung. In einem kostenlosen Beratungsgespräch können wir Sie individuell beraten, wie Elektromobilität effektiv bei Ihnen zuhause installiert werden kann.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Kurzzusammenfassung
- Vorbereitung und Planung: Die Anzahl der Ladepunkte und der Platzbedarf müssen sorgfältig geplant werden.
- Leistungsprüfung des Hausanschlusses: Die Überprüfung der Stromleistung ist entscheidend, um Überlastungen zu vermeiden.
- Lademanagement: In der Regel wird ab ca. 3 Ladepunkten ein Lademanagement erforderlich, um eine Überlastung am Hausanschluss zu vermeiden.
- Anzeigepflicht von Ladesäulen: Je nach Anzahl der Ladepunkte sind Anzeigen oder Meldungen erforderlich.
- Brandrisiko minimieren: Stromschienenverteilersysteme wie Canalis können das Brandrisiko reduzieren.
- Flexibles Nachrüsten: Canalis Schienenverteiler ermöglicht die einfache Nachrüstung von Wallboxen, falls benötigt.
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