KI, künstliche Intelligenz, gilt als der Heilsbringer der Zukunft. Oder als der Vernichter der Arbeitsplätze. Je nachdem, wen man fragt. Maximilian Stahl von Schneider Electric sieht es entspannt und freut sich auf die Werkzeuge der Zukunft.
Verfolgt von Robotern schwingt sich der Held durch den monströsen Serverraum. Tausende von Blechsoldaten trachten nach seinem Leben. Lange schon haben Roboter mit künstlicher Intelligenz die einfachen Arbeiten des Menschen übernommen. Jetzt trachten sie nach der Weltherrschaft. Schwer angeschlagen und vom Kampf gezeichnet schafft es der Held an das Herz des Computers, das Hirn, das alle anderen Computerwesen steuert. In letzter Sekunde injiziert er der künstlichen Übermacht einen Virus. Blitzschnell breitet er sich aus. Die Roboter fallen zu Boden. Der Tag ist gerettet.
Künstliche Intelligenz als Roboter-Apokalypse?
So oder so ähnlich sieht Hollywood die Versprechungen der künstlichen Intelligenz. Meist ein Weltuntergangsszenario. Aber auch außerhalb der Leinwand und weit verbreitet im Internet kursieren diverse Infografiken mit Darstellungen, wie wahrscheinlich es ist, dass der eigene Job bald von der Maschine durchgeführt wird. Hollywood hat aber schon so einige Male das Ende der Welt beschworen. Bislang ist es noch nicht so weit gekommen. Fragen wir also einen Experten, wo sich KI tatsächlich als praktische Anwendung findet, wie Menschen mit der KI arbeiten und was die Zukunft vor der Roboter-Apokalypse verspricht.
Datenmassen durchwühlt von KI
Maximilian Stahl, 30 Jahre, ist im Marketing von Schneider Electric Product Owner für den ‚Machine Expert‘. Das ist kein kleiner Roboter-Kumpel, der jede Frage von Herrn Stahl beantwortet und treu neben ihm her rollert. Nein, es ist eine Anwendung, die es erlaubt, Software und Robotik zu optimieren – mit künstlicher Intelligenz. „Unser spannendstes Thema ist unser Produkt ‚Machine Advisor Code Analysis‘“, sagt Stahl. „In einer Welt, die immer komplexer wird, findet er heraus, ob der Code der Kundensoftware ebenfalls komplexer wird.“ Dazu durchwühlt künstliche Intelligenz enorme Datenmengen, die gesammelt vom Kunden zur Verfügung gestellt werden. Das ist der Vorteil, wenn alles in der Cloud abliegt.
„In einer Welt, die immer komplexer wird, finde ich heraus, ob der Code der Kundensoftware ebenfalls komplexer wird.“
„Unsere Analyse prüft ein mathematisches Modell in der Datenbank und gibt dann eine Auswertung heraus“, erklärt Stahl. „Wie komplex ist der Code auf einer Skala von 1 bis 100? Wie lange dauert es, Probleme im Wartungsfall zu beheben?“ Es sind ganz konkrete Herausforderungen (für Entwickler zumindest), die KI in diesem Fall beantworten kann. Aus einer großen Funktion können in der Cloud anschauliche Grafiken geschaffen werden. „Da sehen wir schon, wo die Reise hingeht. KI ersetzt uns nicht. Der ‚Machine Advisor Code Analysis‘ ist kein Knopf, der alle Probleme löst. Er gibt Hinweise und ist ein Indikator für Entwickler“, so Stahl. „KI ist ein Werkzeug für den Menschen. Ich glaube nicht, dass sich eine Maschine selbst programmiert.“
Die Zukunft bleibt spannend
Die Realität ist also etwas weniger dramatisch als Hollywood es prophezeit. Noch zumindest. Bislang hilft sie, die Welt für den Menschen begreifbar zu machen und aus komplexen Zusammenhängen Vorhersagen zu treffen. „Da wird noch viel passieren“, sagt auch Stahl. „In der Vorhersage, wann Wartung nötig wird – Stichwort ‚predictive Maintenance‘ – oder auch im Bereich von virtuellen automatisierten Tests wird sich noch sehr viel tun.“ Die Zukunft bleibt also spannend, auch wenn Herr Stahl sich wohl nicht zeitnah durch Roboterhirne hangeln wird.
https://www.youtube.com/watch?v=KCBOyDtvXWU
Tatsächlich ist Maximilian Stahl schon seit 2004 bei Schneider Electric an Bord. Er wurde direkt nach seiner Ausbildung in der Produktion übernommen, machte seinen Techniker und entwickelte sich Schritt für Schritt weiter. Vom Kundendienst bis hin zum Application Support: Er war stets für den Kunden da, wenn es Schwierigkeiten zu lösen galt. Den Schritt ins Marketing ging Stahl ganz bewusst: Etwas weg von der Technik und nicht nur Kontakt zum Kunden, wenn es brennt.
Kultur: Was der Mensch der Maschine voraus hat
Im Marketing bereitet Stahl die Angebote für den Kunden auf und entwickelt passende Features. „Wir arbeiten in einem Team von neun Personen. Gemeinsam brechen wir die Anforderungen vom Kunden in diverse Sprints und geben alle drei Wochen eine neue Version zur internen Validierung, um uns eng abzustimmen“, erklärt Stahl die Arbeitsweise. Dieses Teamwork wird künstliche Intelligenz nicht schnell ersetzen können. Auch andere Faktoren werden wohl nicht so schnell der Automatisierung zum Opfer fallen: „Ich bin Kaffee-Liebhaber. An unserer Kaffee-Bar wird eine Siebträger-Kaffeemaschine von einem Barista am Standort gehandhabt“, schwärmt Maximilian Stahl. „Unterschiedliche Persönlichkeiten aus 25 Nationen am Standort treffen sich dort. Da tauschen wir uns aus und es werden wahrscheinlich die wichtigsten Entscheidungen getroffen“, sagt er lachend. Das werden wohl auch in der Zukunft keine Roboter-Armeen übernehmen können.
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