Eine Amerikanerin wandert in die Schweiz aus, um die Handmontage zu optimieren: Solche Erfolgsgeschichten schreibt die Traditionsmarke Feller, die Teil des Schneider Electric Konzerns ist. Die Ingenieurin Anneliese Herzog Poulakos erzählt von ihrem Weg in die Maschinenbaubranche und sagt uns, was sie jungen Frauen in der Branche rät.
Hallo Frau Herzog Poulakos. Sie sind Amerikanerin und haben an der University of Illinois General Engineering studiert. Wie kam es, dass Sie sich für eine technische Laufbahn entschieden haben?
Ende der 90er Jahre hiess es, dass bald sehr viele Ingenieure gebraucht werden. Das fand ich toll, schließlich wollte ich immer etwas Praktisches tun. Informatik oder Service, das wäre für mich nicht so interessant gewesen. Mir gefällt es in die Fabrik zu gehen und Dinge in die Tat umzusetzen, so wie ich sie mir vorstelle. Am Ende des Prozesses habe ich außerdem ein Produkt in der Hand – dieser Aspekt hat mir immer Spass gemacht.
Wie war dann Ihr erster Schritt zu Schneider Electric beziehungsweise zu Feller?
Ich hatte das Glück, dass ein Recruiter auf mich aufmerksam wurde. Ausschlaggebend war, dass ich in meinem Lebenslauf vermerkt habe, dass ich mich für internationale Angebote interessiere. Bei Schneider Electric wurde mir direkt die Chance dazu in Aussicht gestellt: Im Rahmen eines Austauschprogramms von Schneider Electric hatte ich die Möglichkeit, mich zwischen Thailand, England oder der Schweiz zu entscheiden. Das fand ich super, da ich nicht erst spät in meiner Karriere international arbeiten wollte, wenn ich mich vielleicht schon häuslich niedergelassen habe. Schliesslich habe ich mich für die Schweiz, also Feller, entschieden, da die Tätigkeiten, die mir bei Feller geboten wurden, für mein Studium am besten geeignet waren. So bin ich in die Schweiz gekommen. Eigentlich nur für zwei Jahre.
Aber es kam doch anders?
Ja Schritt für Schritt. Zunächst habe ich meinen Freund zu mir in die Schweiz geholt. Er hat seinen Doktor hier an der ETH Zürich angefangen. Als er zum Abschluss meines zweijährigen Austauschprogramms bei Feller noch nicht fertig war, habe ich meinen damaligen Vorgesetzten gefragt, ob ich nicht noch etwas länger bleiben könnte. So habe ich zunächst eine Verlängerung meines Visums für sechs Monaten erhalten. Als nun auch dieser Zeitraum abgelaufen war, gab mir mein Vorgesetzter zu verstehen, dass ich langfristig bleiben könne. Zwölf Jahre später bin ich immer noch hier (lacht).
Wie würden Sie denn jemandem Ihren Beruf erklären, der keinen Einblick in die Branche hat?
Feller macht unter anderem Schalter, Taster und Steckdosen für die Schweiz. Ich bin dabei dafür zuständig, dass die Produktionsarbeitsplätze optimal und effizient gestaltet sind. Und wenn es Verbesserungspotential gibt, arbeite ich mit anderen Bereichen wie Einkauf, Logistik, Entwicklung und Produktion zusammen, um genau das umzusetzen. Daran arbeite ich jeden Tag. Mein Ziel ist mit den geringsten Herstellungskosten das beste Produkt herzustellen.
Wie sieht denn Ihr Arbeitsalltag aus? Sitzen Sie viel am Schreibtisch?
Etwa 50 Prozent meiner Zeit verbringe ich an meinem Arbeitsplatz und bereite mich vor: Wie setzen wir die aktuellen Aufgaben um? Was müssen wir beachten? Ich recherchiere Fakten, damit ich beweisen kann, warum die Lösung, die ich später vorschlage, die richtige ist.
Ich bin aber auch viel in der Fertigungshalle, hole mir dort Vorschläge und überlege mit den Leuten vor Ort, wie wir bessere Lösungen umsetzen können. Ich habe immer meine Ideen, aber es sprechen selbstverständlich einige Leute mit. Teamarbeit ist in meinem Job sehr wichtig.
Ihr Fachgebiet ist die manuelle Handmontage, also Arbeitsplätze in der Fabrik, wo noch von Hand Dinge beispielsweise zusammengeschraubt oder bearbeitet werden. Was glauben Sie, wo liegt die Zukunft in diesem Bereich? Arbeiten die Menschen in der Produktion bald Hand in Hand mit Robotern?
Automatisierung ist immer eine gute Möglichkeit. Es lohnt sich jedoch meist erst ab einer gewissen Stückzahl. Die Herausforderung ist: Automatisierung ist teuer, und meistens nicht so flexibel. Bei Feller haben wir tausende Artikel und ein grosser Teil davon wird bereits automatisiert oder teilautomatisiert hergestellt. Aber es gibt Sonderfälle, Farben zum Beispiel. Farben sind für digitale Kameras, welche für die Qualitätssicherung eingesetzt werden, schwieriger zu erkennen, was die Automatisierung der Fertigung erschwert. Oder Heben, Sortieren und Prüfen sind weiter Herausforderungen für die Anlage. Zudem werden von den Farben oft nur geringe Mengen bestellt. Da lohnt es sich nicht jedes Mal die Anlage umzubauen. In solchen Fällen macht es dann mehr Sinn, die Fertigung über die Handmontage zu erledigen.
Der Mensch hat also nach wie vor seinen Platz in der Fertigung?
Definitiv. Bei Feller gibt es genügend Aufgaben, die gesunden Menschenverstand benötigen – darin sind Roboter nicht so gut (lacht).
Ein Modell für die Zukunft ist, dass Mensch und Roboter zusammenarbeiten. Wir haben beispielsweise repetitive Aufgaben, bei denen man aufpassen muss, dass wir Stressverletzungen bei unseren Mitarbeitenden vermeiden. Oder Aufgaben, wo mit einer Presse mit hohem Druck gearbeitet wird – hier sorgen Lichtschranken dafür, dass sich niemand an einer laufenden Maschine verletzt. Ein Roboter könnte solche Aufgaben übernehmen.
Schneider Electric und Feller bieten im Rahmen der „Flexbility@Work“-Policy viele Möglichkeiten zur Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung. Also zum Beispiel Home-Office, Gleitzeit, Sabbatical oder auch Family Leave. Sind Ihnen diese Möglichkeiten schon zugutegekommen?
Ja durchaus. Als meine zwei Kinder auf die Welt kamen, konnte ich mein Arbeitspensum auf 60% reduzieren. Später konnte ich das Arbeitspensum wieder auf 80% erhöhen und inzwischen arbeite ich 90%. So konnte ich langsam immer mehr Projekte übernehmen. Dank dem flexiblen Arbeitszeitmodell bei Feller bleibt mir so immer noch einen halben Tag frei, den ich mit meinen Kindern verbringen kann. Für mich, das ideale Modell Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen. Flex-Time und Home-Office sind natürlich auch ideal, wenn ein Kind mal krank ist.
Die Technologie-Branche ist nach wie vor überwiegend männlich besetzt. Was würden Sie einer jungen Frau, die sich für diesen Bereich interessiert, mit auf den Weg geben?
Ich würde ihr auf jeden Fall raten, den Schritt zu gehen. Es lohnt sich, es ist interessant und vielfältig und zudem sicher für die Zukunft. Dieses Knowhow und Wissen ist überall auf der Welt gefragt. Es ist nicht so, dass eine Ingenieurin den ganzen Tag nur rechnet. Auch wenn in diesen Studiengängen viel Mathematik und Statistik gefragt ist, schlussendlich geht es in jedem Job darum, Probleme zu lösen. Ich persönlich glaube, dass gerade Frauen in diesem Gebiet sehr stark sind. Die soziale Kompetenz, die viele Frauen mitbringen, macht sich in diesen Berufen besonders gut.
Über Feller AG
Feller AG ist Schweizer Marktführer im Bereich Elektroinstallation und ermöglicht die intuitive Nutzung von Lebensräumen. Dazu bietet das Unternehmen massgebende Lösungen für Schalterdesign, Heimautomation, Kommunikation und Elektroverteilung von Wohnungen und Gebäuden. Feller bedient damit die stetig wachsenden Kundenbedürfnisse bezüglich Einfachheit, Komfort, Effizienz und Sicherheit umfassend. Das 1909 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Horgen (ZH) gehört mit seinen 450 Mitarbeitenden (davon rund 10% Lernende) zu den renommierten Arbeitgebern der Region Zürichsee. Feller entwickelt und produziert am Standort Horgen. Die Niederlassung für die Romandie befindet sich in Renens. Seit 1992 ist Feller eine Tochtergesellschaft von Schneider Electric.
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