Die jährlich stattfindende SAP Sapphire ist eine der wichtigsten Veranstaltungen der internationalen IT-Community. Die Konferenz des Softwareriesen und Weltmarktführers für ERP-Software bringt Unternehmer, Technologieexperten, Visionäre und Innovatoren aus aller Welt zusammen, um die neuesten Entwicklungen aus den Bereichen Digitalisierung, Unternehmenssoftware oder der IT-Welt an sich zu diskutieren. Wie kaum eine andere Veranstaltung bietet die Sapphire die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, Wissen zu teilen und gemeinsam an der Vision einer digitalen und nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu arbeiten.
2024 fand die Sapphire vom 3. bis zum 5. Juni in Orlando (Florida) und vom 11. bis zum 13. Juni in Barcelona statt. Für Schneider Electric hatte der Event in diesem Jahr eine besondere Bedeutung, denn wir waren – ebenso wie das von uns unterstützte Start-up Desoltik und dessen Anlage zur vollautomatischen Demontage von gebrauchten Computerchips – aktiver Teil der Veranstaltung. Und zwar nicht irgendwo, sondern mitten im zentralen Showcase auf der ganz großen Bühne!
Unsere Lexium Cobots im Rampenlicht
Als absolutes Highlight der Veranstaltung stellt der zentrale Showcase jedes Jahr ein hochaktuelles Branchenthema in den Mittelpunkt. Dieses Jahr war es die Künstliche Intelligenz. Eine Technologie, die ohne Halbleiter, Mikrochips, Mikroprozessoren & Co. nicht möglich wäre. Gezeigt wurde daher eine komplette Produktionslinie, auf der sich die Besucherinnen und Besucher personalisierte Leiterplatten mit exklusiven Ausstellungsinhalten anfertigen lassen konnten. Und genau hier waren wir mit unseren Lexium Cobots – den kollaborativen Robotern von Schneider Electric – vertreten.
Personalisierte Leiterplattenfertigung
Die Kombination modernster Automatisierungstechnologie und nahtloser SAP-Integration hat eindrucksvoll aufgezeigt, wie die Fertigung der Zukunft aussehen kann. Denn in einem interaktiven Setup erlebten die Besucher live, wie hochgradig personalisierte Leiterplatten heute schon produziert werden. Die Reise der Besucher begann mit einem einfachen Login und der Angabe persönlicher Interessen. Diese Informationen bildeten die Grundlage für die spätere Personalisierung der Handouts und Leiterplatten. Schon zu Beginn wurde klar: Hier geht es nicht um Massenproduktion, sondern um individuelle Fertigung nach Kundenwunsch.
Die Fertigung im Detail
Am Ende der Bestückungslinie wurden die zunächst unpersonalisierten Leiterplatten von einem Lexium Cobot mit einem SICK-Farbsensor nach den Farben Mango, Blau und Grün sortiert. Diese farbliche Sortierung war der erste Schritt zur Individualisierung.
Sobald ein Besucher einen Fertigungsauftrag auslöste – dem System also seine Interessen mitteilte – trat der zweite Cobot in Aktion. Dieser griff die gewünschte Leiterplatte aus dem Magazin und platzierte sie auf einem Förderband. Diese automatisierte Übergabe markierte den Beginn der eigentlichen Personalisierung.
Die Leiterplatte wurde nun zur Laserbeschriftungsanlage transportiert, wo sie individuell – etwa mit dem Namen des Besuchers – beschriftet wurde. Der dritte Cobot übernahm die nun personalisierte Leiterplatte und übergab sie an ein NFC-Schreibgerät, das spezifische Informationen – je nach Besucherwunsch – auf die Leiterplatte schrieb.
Daraufhin legte der Cobot die fertig personalisierte Leiterplatte in ein Ausgabefach, aus dem der Besucher sie entnehmen konnte. Ein Display informierte in Echtzeit über den Fortschritt des Auftrags – ähnlich wie in modernen Schnellrestaurants. Und voilà, schon hielt der Besucher seine persönliche Leiterplatte mit den auf ihn zugeschnittenen Informationen in der Hand.
Technische Exzellenz im Hintergrund
Der gesamte Auftragsprozess wurde über eine Schnittstelle zwischen SAP System und Maschinensteuerung abgewickelt. Kundenaufträge wurden direkt in das System eingespeist und nach der Fertigstellung der Leiterplatten wieder zurückgemeldet. Als Maschinensteuerung kam auf der Sapphire ein ganz besonderes Modell zum Einsatz. Denn mit der Modicon M262 hat Schneider Electric eine IIoT-Steuerung entwickelt, die explizit auf das Zusammenspiel von OT- und IT-Lösungen zugeschnitten ist. Logisch also, dass sie für das Sapphire-Showcase wie geschaffen war. Als Kompaktsteuerung mit Netzteil im Schaltschrank versteckt, fungierte sie nicht nur als unsichtbares Bindeglied zwischen Software und Automatisierung, sondern war auch in der Lage, alle drei Cobots gleichzeitig zu steuern. Die Programmierung wurde in einer Programmierumgebung (EcoStruxure Machine Expert) und einem Softwareprojekt umgesetzt – und das für alle drei Cobots. Dadurch entfallen fehleranfällige Schnittstellen und das Engineering wird deutlich effizienter und einfacher.
Kollaborative Roboter erweitern die Einsatzmöglichkeiten klassischer Industrieroboter, denn sie verfügen in gewisser Weise über menschliche Eigenschaften, Stichwort Fingerspitzengefühl. Sie verbinden hohe Beweglichkeit mit der Fähigkeit, Werkstücke behutsam zu handhaben. Aber sie können auch anders. Denn wenn sie in Bereichen ohne menschlichen Kontakt arbeiten, stehen sie in Sachen Geschwindigkeit und Kraft den klassischen Industrierobotern kaum nach. Auch das konnten wir auf der Sapphire sehr schön demonstrieren. Überschritt der Cobot bei der Übergabe der Platinen an den Besucher eine vorgegebene virtuelle Grenze, schaltete er automatisch in einen sensiblen Modus – schließlich könnte er dort mit einem Menschen in Berührung kommen – nachdem er zuvor noch als Industrieroboter gearbeitet hatte.
Schneider Electric in Marktheidenfeld: Unser Hauptquartier für Maschinenautomatisierung
Vorbereitet wurde das Ganze im bayerischen Marktheidenfeld, in unserer weltweiten Zentrale für Automatisierungslösungen im Maschinenbau. Vor der physischen Umsetzung wurde der gesamte Prozess mithilfe eines digitalen Zwillings vorausgeplant, geprüft und optimiert, um eine reibungslose Durchführung sicherzustellen. Die Vorbereitungen dauerten allerdings nicht so lange, wie man vielleicht vermuten würde. Denn mit Hilfe der 3D-Simulationssoftware EcoStruxure Machine Expert Twin war es möglich, die komplette Anlage rein virtuell zu planen und zu testen. SAP lieferte uns die 3D-Daten der räumlichen Gegebenheiten, der Machine Expert führte diese mit unseren Daten zusammen und lieferte uns das komplette Bild in digitaler Form. Die drei Cobots, die Schnittstelle zu SAP, Förderbänder, Greifer und vieles mehr wurden dann erst vor Ort aufgebaut, eingerichtet und problemlos in Betrieb genommen.
Über den Autor
Michael Vögele, Senior Product Manager PacDrive & Robotics,
Industrial Automation DACH
Michael Vögele verfügt über langjährige Berufserfahrung in verschiedenen Positionen bei Schneider Electric, aktuell als Senior Produktmanager für PacDrive & Robotics und zuvor als Category Leader Customization. Mit mehr als 16 Jahren Erfahrung bei Schneider Electric war er auch in verschiedenen Management- und Projektmanagerrollen tätig, unter anderem im Bereich Advanced Manufacturing.
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