Juni 2021 – Das Prinzip „Recycling“ ist seit Jahrzehnten bekannt. Ob grüner Punkt, gelber Sack oder blaue Tonne – im Privatbereich haben wir die Farbcodes gelernt und sortieren nicht nur eifrig, sondern vor allem ganz selbstverständlich. Auch wenn manchmal die Kategorien nicht immer logisch nachvollziehbar sind, beispielsweise Einweg bei einigen PET-Saftflaschen, stellen wir das System grundsätzlich nicht in Frage. Im Gegenteil, wir nehmen sogar Umwege und Umstände in Kauf, indem wir unser Leergut zurückbringen oder extra zum Glascontainer und Wertstoffhof fahren. Aber es geht noch mehr – vor allem in industriell gefertigten Produkten liegt ein riesiges Potenzial für Ressourceneinsparung.
Wer in der Industrie und Fertigung von Waren unterwegs ist, kennt REACh, RoHS oder PEP – diese Verordnungen garantieren die Nachverfolgbarkeit von in der Produktion eingesetzten Materialien, deren Gefahrenklasse und Hinweise zur Entsorgung. Im Fall von RoHS (Restriction of Certain Hazardous Substances) gilt sie sogar speziell für Elektro- und Elektronikgeräte: „Richtlinie zur Beschränkung gefährlicher Stoffe“ in Elektro- und Elektronikgeräten. Es handelt sich um Mindestanforderungen, die vom Gesetzgeber festgeschrieben werden, aber noch lange nicht das eigentliche Potenzial heben, welches sich durch eine konsequente Ausrichtung an der Kreislaufwirtschaft ergeben kann. Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel, steigende Umweltverschmutzung, wachsende Bevölkerungszahlen und Ressourcenknappheit steht die Suche nach nachhaltigen Alternativen zum linearen Wirtschaftsmodell ganz oben auf der Agenda.
Um Rohstoffe und Produkte nicht länger irreversibel zu verbrauchen, sondern vielmehr der Wertschöpfung zurückzuführen, steht mit Cradle to Cradle (C2C) nach Prof. Dr. Michael Braungart und William McDonough ein verantwortungsbewusstes Wirtschaftskonzept bereit. Mit dem Ziel, das Maximum aus den verwendeten Materialien herauszuholen und endliche Ressourcen zu schonen, beschreibt es den Wandel von der linearen Wegwerfwirtschaft hin zur kontinuierlichen Kreislaufwirtschaft (Circular Economy). Bei C2C – von der Wiege bis zur Wiege – rückt das kreislauffähige Produktdesign und die vollständige Wiederverwertbarkeit aller Materialien in den Fokus. Und dabei ist das Konzept nicht auf spezifische Branchen und Bereiche reduziert – es reicht von Konsumgütern wie biologisch abbaubaren Zahnbürsten oder kompostierbarer Kleidung bis zur vollständig recyclebaren Steckdose und hochtechnischen Geräten.
Nicht nur die Umwelt profitiert
Der Fokus bei einem regenerativen Konzept liegt auf der Nachhaltigkeit, den klimaschützenden Wirkungen. Immer mehr Unternehmen entdecken jedoch weitere Vorteile einer ressourcenschonenden Produktion. So wissen CFOs schon lange, dass ökologisches Handeln und Wirtschaften schon mittelfristig die Betriebskosten senkt. Auch wird es der steigenden Konsumentennachfrage nach „gesunden“ Produkten und nachhaltigen Verpackungen gerecht. Immer bedeutender in diesem Zusammenhang werden auch Bewertungen von Wirtschaftsinstitutionen, die zunehmend mit der Lupe auf ESG-Konformität in Unternehmen schauen. ESG – Umweltbewusstsein, soziale Verantwortung und Führungsethik in Unternehmen – sind heute schon in den meisten DAX-Unternehmen im Annual Report verankert. Investoren schauen genauer hin und zukünftige Mitarbeiter, besonders die High-Potentials, selektieren anhand dieser Kriterien die No-Gos aus. Und No-Go ist, wer Nachhaltigkeit nicht ernst nimmt oder gar ignoriert. Konsequent umweltbewusst bedeutet ein Umdenken in allen Unternehmensbereichen – in den Reinigungsprozessen beispielsweise ebenso wie im Flottenmanagement, der Dienstreisen-Policy aber vor allem in der Produktentwicklung.
Steckdose in der Kreislaufwirtschaft
Der Tech-Konzern Schneider Electric zeigt, wie es gehen kann: Das Unternehmen hat es als erstes in der Elektrobranche geschafft, dem umfangreichen Kriterienkatalog des C2C-Programms zu entsprechen und für sein Schalter- und Steckdosenprogramm System M und System Design der Marke Merten das Bronze-Zertifikat zu erhalten. Unternehmensintern sind die Schalter, wie mehr als Dreiviertel der Produkte von Schneider Electric, unterdessen schon seit längerer Zeit mit dem „Green Premium“ Label versehen. Alle „Green Premium Products“ erfüllen die anspruchsvollen Kriterien des 2008 entwickelten Umweltzeichens, das heißt, sie sind REACH und RoHS konform und bieten einen detaillierten Zugang zu Umweltinformationen, wie unter anderem Umweltverträglichkeit, CO2-Fußabdruck und End-of-Life-Hinweise. Ein weiterer wichtiger Teil von „Green Premium“ ist darüber hinaus ein umfassendes digitales Lösungs- sowie Serviceangebot für Reparaturen, Nachrüstung und Wiederaufbereitung. Dieses ermöglicht Unternehmen, Ressourcen effizient einzusetzen, Umweltauswirkungen zu reduzieren und ihre Gesamtbetriebskosten zu optimieren.
Hören Sie, was Gerold Göldner und Dirk Kohler als die Verantwortlichen des Programms bei Schneider Electric zu C2C sagen
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