Im Winter jährt sich der Tag, der Mirkos Leben völlig veränderte, zum zweiten Mal. Am 14. Dezember 2019 war der damals 16-Jährige mit seiner Freundin auf dem Mopped unterwegs. Der Wind wehte stark und auf einer Brücke erfasste eine Böe den Roller. Mirko Dieterle stürzte so unglücklich, dass sein Rückenmark unwiderruflich beschädigt wurde. Laufen können wird er nie wieder, ein Rollstuhl ist nun sein täglicher Begleiter. In der Schneider Electric-Ausbildungswerkstatt in Lahr absolviert Mirko jetzt seine Ausbildung zum Mechatroniker. Dass Armin Zimmer dafür Prozesse umstellen und sogar Bauarbeiten vornehmen lassen musste, ist für den Ausbildungsleiter selbstverständlich. Denn schon heute ist Armin sicher, dass Mirko mit seinem starken Charakter für alle ein Gewinn sein wird.
Aber von vorne. Eigentlich wollte Mirko irgendwann Elektriker werden und die Elektrofirma seines Vaters übernehmen. Aber, so sind sich Mirko und Armin einig: Ohne zwei gesunde Beine kann ein klassischer Elektriker nur schwer arbeiten – die Ausbildung mit Handicap ist in diesem Bereich quasi nicht möglich. Also suchte Mirko nach Alternativen und kam dabei mit Armin und Schneider Electric in Kontakt. „Mirkos und meine Familie stammen aus demselben Dorf und auch ich habe damals natürlich von Mirkos Unfall gehört“, erklärt er. „Das hat mich schon mitgenommen, weil Mirko vorher ein begeisterter Handballer war – genau wie ich früher. Als er mich anrief, wusste ich, dass wir mit Schneider Electric helfen können.“
Ausbildung mit Handicap wird durch Fördergelder bezuschusst
Armin ging in die Recherche: Bei unterschiedlichen Fachstellen, wie zum Beispiel der Agentur für Arbeit, ließ er sich über die Ausbildung mit Handicap beraten und fand heraus, was er tun muss, um Mirko eine Ausbildung zu ermöglichen. Bei Ortsbegehungen wurde deutlich, dass Umbauarbeiten notwendig werden: Eine Behindertentoilette musste zum Beispiel eingebaut werden, auch wurden die Parkplätze für Mirko verändert und eine Flügeltüre soll zukünftig gegen eine Schiebetür ausgetauscht werden. „Ich kann verstehen, dass das kleine Firmen nicht leisten können“, erklärt Armin. „Aber wir sind eben keine kleine Firma. Wir können das möglich machen und unserer sozialen Verantwortung dadurch nachkommen.“ Die Umbauarbeiten wurden zudem durch Fördergelder bezuschusst. Rund 30 Prozent der Gelder, die für den Umbau benötigt wurden, bekommt das Unternehmen für die Ausbildung mit Handicap zurück. Von Mirkos Personalkosten werden sogar 80 Prozent getragen.
Schneider Electric steht auch für soziale Verantwortung
In den Osterferien dieses Jahres machte Mirko dann außerdem ein Praktikum bei Schneider Electric in Lahr. Im Praxistest konnten Armin und Mirko herausfinden, welche Abläufe in der Ausbildungswerkstatt für den Rollstuhlfahrer noch problematisch sein könnten. Darüber hinaus nahm sich Armin Zeit, um mit dem jungen Mann zum Beispiel die Berufsschule zu besuchen und auch hier Absprachen zu treffen. Die IHK legte beispielsweise die Unterrichtsräume für den Auszubildenden mit Handicap um. Ein Ergebnis des Praxistest war unter anderem, dass der Betrieb einen besonderen Rollstuhl für Mirko anschaffen muss. Über einen Gasdruckdämpfer kann dieser in der Höhe verstellt werden und Mirko somit sämtliche Maschinen selbständig bedienen. „Das ist schon cool, denn ich sitze so mit den anderen Azubis und Mitarbeitern auf Augenhöhe“, beschreibt er.
Rollstuhlfahrer Mirko startet als Mechatroniker-Azubi in der Ausbildungswerkstatt in Lahr
Im September ging dann endlich die Ausbildung des angehenden Mechatronikers los. Hatte Mirko kurz vor der Ausbildung noch eine schwere Operation, passte Armin auch die Einarbeitungszeit für den Azubi im Rolli an. Statt wie die anderen mit einer Feilübung zu starten, begann der Azubi direkt an den Maschinen. „Das ist natürlich eine Ehre, aber ich werde auch die Feilübung nachholen, wenn ich die Erschütterung im Körper nach der OP wieder zulassen darf“, sagt Mirko grinsend. Ob der junge Mann nach der Ausbildung bei Schneider Electric bleiben möchte, weiß er aktuell noch nicht. Armin ist sich aber sicher, dass in den Unternehmensstrukturen immer ein Platz für den jungen Rollstuhlfahrer sein wird. „Wir haben mehr Stellen als wir besetzen können“, beschreibt Armin. „Mirko könnte problemlos im Service oder der Robotik arbeiten. Wenn er sich aber entscheidet, doch in das Unternehmen seines Vaters einzusteigen, können wir das auch sehr gut nachvollziehen.“
Handballliebe – Armin und Mirko verbindet mehr als nur die Ausbildungswerkstatt
Mirko selbst denkt noch nicht so weit. Er möchte seine Ausbildung jetzt erst einmal gut hinter sich bringen und so viel Erfahrung sammeln wie möglich. Außerdem freut er sich auf ein außerberufliches Treffen mit Armin. Kann Mirko zwar nicht mehr mit beiden Beinen auf dem Handballfeld stehen, hat er eine Rolli-Sportgruppe gefunden, in der er nun Handball als feste Sportart integriert hat. Armin als ehemaliger Handballer will unbedingt Mirko mal dahin begleiten. „Tja, ich bin sicher“, schließt der Ausbildungsleiter lachend ab, „dass ich bei weitem nicht so eine gute Figur im Rolli machen werde wie Mirko.“
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