Das Verbot von Schwefelhexafluorid (SF6) ist eine große Umstellung für Schaltanlagenbetreiber, mit der auch entsprechende Unsicherheiten einhergehen. Alternativen zu klassischen Schaltanlagen sind zwar längst am Markt verfügbar, doch fehlt mitunter noch das fachliche Wissen und die Erfahrung, um die neuen Technologien vorurteilsfrei bewerten zu können. „Dass es bei der Umstellung auf die neue Technologie zu Unsicherheiten kommt, ist sehr gut nachvollziehbar“, weiß Dr. Klaus Wersching, der in Deutschland seit fünf Jahren das Offer Management für Mittelspannung bei Schneider Electric verantwortet. „Daher entstand bei uns die Idee einer Roadshow, um gewissermaßen direkt zu unseren Kunden zu fahren und mit ihnen über die SF6-freien Alternativen sprechen zu können. Das Konzept ist, wie ich finde, voll aufgegangen!“
Praxisnahe Vorführung von SF6-freien Anlagen
Unter dem Motto „Make an Impact“ tourte die „Green & Digital Roadshow“ im Sommer und Herbst 2024 durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Über 60 Orte wurden mit einem mobilen Showroom angefahren und – vom Verteilnetzbetreiber bis hin zum Industrieunternehmen – konnten sich alle Interessenten einen Eindruck von der klimafreundlichen Schaltanlagentechnik verschaffen. Mit an Bord waren die beiden Mittelspannungsschaltanlagen RM AirSeT und GM AirSeT – aber natürlich nicht nur als reine Ausstellungsobjekte. Für die Besucherinnen und Besucher stand unter anderem eine interaktive Technik-Vorführung auf dem Programm. Dort wurden die typischen Handgriffe im Umgang mit den neuen Geräten vorgeführt und auch das Schalten ließ sich selbst erproben. Das wenig überraschende Fazit: Für Fachleute alles gar kein Problem – denn in Sachen Handhabung verändert sich eigentlich gar nichts.
Systemwechsel ohne Funktionsverlust
„In den Gesprächen hat sich gezeigt, dass die technischen Experten gut vorbereitet waren und auch dementsprechend anspruchsvolle Fragen gestellt haben,“ resümiert Dr. Klaus Wersching. „Das war weit mehr als ein Kratzen an der Oberfläche. Für uns ein klares Zeichen dafür, dass die Notwendigkeit sich jetzt fortzubilden und die neue Technik kennenzulernen, bei den Anlagenbetreibern angekommen ist.“ Dabei ganz wichtig: Die Besucherinnen und Besucher konnten sich davon überzeugen, dass die neuen klimafreundlichen Anlagen keinerlei Nachteile zu bestehenden Lösungen aufweisen – weder in Sachen Langlebigkeit noch hinsichtlich Flexibilität oder Kompaktheit – und wirklich 1:1 die Funktionen klassischer Geräte ersetzen. Mehr sogar: Die neuen Anlagen übertreffen die bestehende Technik in puncto Funktionalität, denn mit ihnen hält auch die Digitalisierung Einzug in die Stromnetze.
Nachhaltig und digital
Neben Handhabung und Umweltfreundlichkeit, stand im Zuge der Roadshow aber noch ein weiterer Aspekt ganz oben auf der Agenda: die Digitalisierung. Denn klar ist, die von der Energiewende angestrebte, flächendeckende Nutzung erneuerbarer Energieträger kann nur dann gelingen, wenn auch die Netze auf die vermehrt dezentrale und schwankende Einspeisung vorbereitet sind. Gerade digitale und kommunikationsfähige Technologien bieten dabei großes Potenzial, da sie für mehr Datentransparenz sorgen und Themen wie Energiemanagement und Sektorenkopplung erheblich vereinfachen. Werden also demnächst Umspannwerke oder andere neuralgische Anlagen im Stromnetz modernisiert, dann – so der auf der Roadshow vermittelte Tenor – sollten auch in puncto Digitalisierung die nächsten logischen Schritte erfolgen.
Digital Services optimieren MS-Anlagen
„Die Roadshow hat mir nochmal deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, Technologien und deren Mehrwerte gut zu erklären. Insbesondere wenn es um die Digitalisierung geht,“ berichtet Energieexperte Wersching. „Den meisten ist schon irgendwie klar, dass eine zeitgemäße Schaltanlage digitale Funktionen haben muss. Aber welche genau und was mir das bringt, ist oft noch unklar. Dabei ist die Zukunft viel näher als man denkt.“ Gerade das Thema Wartung ist für Wersching ein Paradebeispiel in diesem Kontext. „Es gibt heute schon Softwarelösungen, die mit Augmented oder Virtual Reality arbeiten. Damit bietet sich dem Techniker eine Qualität an Informationen, von der konnte man vorher nur träumen. Mit der Digitalisierung wird die Wartung weniger fehleranfällig, sicherer und einfacher. Aber man muss wissen wie es geht.“
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