Gerade in der Hotellerie sind zwei Dinge wichtig: Komfort und Energiesparen. Bei Schneider Electric arbeitet Martin Klinge daran, beides miteinander zu verbinden. Im Interview erklärt er, wie eine App den Weg zum Hotel der Zukunft ebnet und welchen Nutzen wir bei der „Übernachtung 2.0“ davon haben.
Herr Klinge, wie würden Sie Ihren Beruf jemandem erklären, der nichts über Ihre Aufgabe weiß?
Ich bin Key Account Manager für Investoren und bringe einerseits Schneider Electric bei den Ansprechpartnern in der Branche ins Gespräch und biete Lösungen und Produkte für Kundenprojekte. Mein Kundenstamm findet sich nicht nur in der Hotellerie, sondern auch im Bereich Retail, wie zum Beispiel bei großen Handelsketten, denn auch die sind Filialisten und sind organisatorisch oft ähnlich wie Hotels aufgestellt.
Sie sagen mit Technik von Schneider Electric könnten viele Hotelgäste viel Zeit sparen. Wie das?
Wir kennen die Situation, beim Einchecken abends in einem Hotel, spätestens ab 17:00 Uhr bilden sich oft Schlangen an der Rezeption. Das liegt einfach daran, dass ich, selbst wenn ich schon einmal Gast in diesem Hotel war, einen Meldeschein unterschreiben muss.

Inzwischen gibt es auch schon Pilotprojekte in Hotels, in denen man diesen Meldeschein nicht mehr händisch ausfüllen muss. Das heißt, wenn ich mich einmal persönlich legitimiert habe, kann ich mich beim zweiten Besuch im Hotel über eine App einloggen und diese Unterschrift würde entfallen. Das würde gerade bei Geschäftsreisenden, die in den Metropolregionen, an Messeknoten oder in der Nähe von Flughäfen und Bahnhöfen einen Großteil der Gäste ausmachen, eine große Zeitersparnis bedeuten. Und ehrlich gesagt finde ich, ist das in Zeiten, in denen wir Taxi, Pizza und Flugzeugsitzplatz via App erledigen, überfällig.
Wie komme ich dann ohne Schlüsselkarte ins Zimmer?
Über eine App bekommt man zum Beispiel einen Zugangscode, den man an der Zimmertür eingeben kann. Das ist ein individueller Code, der nur für den Zeitraum funktioniert, den man auch gebucht hat. Denkbar ist auch eine Anbindung über NFC oder die wieder aufstrebenden Bluetooth Technologie. So etwas gibt es heute schon.
In diesem Moment rationalisieren wir die Hotelkarten weg. Diese haben aber während des Aufenthaltes auch eine andere Funktion: Die Zimmerkarte gewährleistet auch die Anwesenheitserfassung im Zimmer um das Licht einzuschalten, die Klimaanlage und alles Weitere, das Strom benötigt. Wenn ich das nicht mehr habe, muss ich mir andere Gedanken machen: Wie stelle ich trotzdem die Anwesenheit des Gastes im Raum fest? Man muss ihn ja trotzdem mit Frischluft und Elektrizität versorgen.

Wir haben einen Raumtemperaturregler im Produktportfolio, der sich in jedem Zimmer befindet und den galt es, noch smarter zu machen. Also integrieren wir da einen für den Gast unsichtbaren Bewegungsmelder. Es besteht aber auch die Möglichkeit, Bewegungsmelder im Raum zu installieren. Damit nicht das Gefühl entsteht, dass man irgendwie unter Beobachtung steht, ist der Melder nur ca. 20 bis 30 Sekunden aktiv. Der wird aktiviert, wenn ich die Zimmertür öffne beziehungsweise schließe. Das heißt, wenn die Tür aufgeht und der Bewegungsmelder registriert Bewegung, muss der Gast wohl im Zimmer sein. Wenn die Tür das nächste Mal aufgeht und der Bewegungsmelder registriert keine Bewegung mehr, muss der Gast das Zimmer wohl verlassen haben. Entsprechend bleibt dann die Klimaanlage noch kurz nach Verlassen des Raumes an, falls der Gast nur kurz weg ist, ansonsten geht sie aus.
Das klingt gut, nur warum wird es noch nicht überall eingesetzt?
In einigen Hotels im europäischen Ländern ist das auch schon so aktiv. Im Hilton zum Beispiel ist das Prinzip bereits akzeptiert und wir versuchen es jetzt auch in Deutschland zur Marktreife zu führen, und mit den Pilotprojekten auch die Bedenkenträger unter den Investoren zu überzeugen.

Das sind in Deutschland vor allem die Hotelbetreiber. Die stellen die Frage: Was ist, wenn bei einem Ehepaar ein Partner das Hotel verlässt, um schon einmal laufen zu gehen, und der andere bleibt noch im Bett und schläft weiter? Da könnte dann eventuell nach einer halben Stunde die Klimaanlage ausgehen. Da sehen die Betreiber, dass somit Beschwerden auf sie zukommen könnten.
Was hätten denn die Betreiber von der Technik?
Da geht es natürlich viel um das Thema Energiesparen. Was wir wissen ist: Energie ist in der Hotellerie der zweitgrößte Kostenpunkt nach dem Personal. Gerade die Klimatisierung und Belüftung sind teuer. Das ganz große Thema von Schneider ist ja unsere EcoStruxure, also die Verbindung aller Systeme. So ist das Hotelzimmer dann ja nur die kleinste Einheit, auf einem Flur hat man dreißig Hotelzimmer auf fünf Etagen. Ist das alles vernetzt, weiß die Klimaanlage auf dem Dach in wie vielen Hotelzimmern gerade die Klimaanlage läuft und kann dementsprechend die Leistung regeln.
Und was ist mit dem Gast? Mal davon abgesehen, dass er Zeit spart?
Der nächste Schritt wäre dann natürlich auch das Buchungssystem damit zu verbinden. So weiß das Hotel auch, dass ich als Gast überhaupt eingecheckt habe. Darüber hinaus könnten dann innerhalb der App gewisse Vorlieben hinterlegt werden. Zum Beispiel muss für mich persönlich bei milden Temperaturen die Klimaanlage nicht laufen und ich schaue abends gerne Nachrichten auf „NTV“ und gehe auch mal in die Sauna und höre dabei meine Lieblingssongs auf Spotify. Habe ich das abgespeichert, läuft in meinem Zimmer keine Klimaanlage und auf meinem Fernseher wird neben den Nachrichten auf NTV auch das Spa-Programm des Hotels gezeigt. Außerdem beginnt mein Spotify Playlist zu laufen, wenn ich das Hotelzimmer betrete. Das ist unsere Vorstellung vom Hotel der Zukunft: Einchecken und direkt wohlfühlen wie zuhause. Datenschutzrechtlich ist das gerade in Deutschland eine gewisse Hürde, aber technisch ist das überhaupt kein Problem.

Eine letzte Frage zum Abschluss: Macht Ihnen Ihr Job Spaß?
Na aber sicher, sonst würde ich es nicht machen. Klar, das ist kein Urlaub. Gerade im Vertrieb braucht man einen eigenen Antrieb und muss dranbleiben. Ich bin eigenverantwortlich und in allen Ecken des Landes unterwegs, da tritt einem niemand in den Hintern. Das muss man dann schon selbst machen (lacht). Sonst ist man meiner Meinung nach auch nicht erfolgreich.
Steckbrief Martin Klinge:

Martin Klinge arbeitet seit 2010 bei Schneider Electric, zunächst als Gebietsleiter für die Mitte Deutschlands. Seit diesem Jahr ist er Key Account Manager für Investoren. Seine Karriere findet seinen Ursprung weniger in der Kundenbetreuung, sondern viel mehr in der Praxis. Nach der Ausbildung zum Kommunikationselektroniker arbeitet Martin Klinge bei einem Installateur zunächst als Monteur. Nach einigen Jahren bildete er sich am Wochenende zum Elektromeister weiter. Die Firma wuchs während seine Anstellung von sieben auf 50 Mitarbeiter. In dieser Zeit übernahm er immer mehr die Projekt- und Mitarbeiterleitung. Zu Schneider Electric wechselt er letztlich, weil ihn die neue Aufgabe reizt und ein Unternehmen dieser Größe in Sachen Entwicklungspotential, aber besonders auch in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, deutlich mehr bietet.
Kommentar hinzufügen