Im Februar 2023 war es soweit: Energiespezialist Schneider Electric und Verteilnetzbetreiber ED Netze eröffneten gemeinsam ein Umspannwerk, in dem die Schaltvorgänge mit reiner Luft und Vakuum isoliert sind, anstelle des klimawirksamen synthetischen Isoliergases Schwefelhexaflourid (SF6).
Ein Netzbetreiber am Puls der Zeit
Mit rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgt die ED Netze GmbH in Südbaden für eine sichere Energieversorgung bei über 295.000 Netzkunden. Neben der Einbindung von rund 20.000 dezentralen Einspeiseanlagen gehören auch Dienstleistungen wie Wasserversorgung, Straßenbeleuchtung und Breitband-Internetanbindung zum Portfolio des regional führenden Netzbetreibers. Um die Stromversorgung auf die sich wandelnden Anforderungen – beispielsweise eine zunehmende Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen oder dem Zubau von Industrieanlagen – vorzubereiten, baut das Unternehmen sein Netz vorausschauend aus. Das machte auch ein neues Umspannwerk für die Region Löffingen erforderlich. Doch nicht nur der Netzausbau sollte bei diesem Projekt vorausschauend sein. Auch bei der eingesetzten Technologie wurde in vorausschauender Weise auf eine nachhaltige Methode gesetzt, die gemeinsam mit Schneider Electric verwirklicht wurde.
Isoliergas im Schaltanlagenbau
Zur Isolierung spannungsführender Teile in Schaltanlagen wird in der elektrischen Energieverteilung traditionell das künstliche Gas SF6 verwendet. Es ist zwar ungiftig und hat hervorragende dielektrische Eigenschaften, ist aber auch eines der stärksten Treibhausgase überhaupt: Wenn es in die Atmosphäre gelangt, hat ein Kilogramm SF6 das gleiche Treibhauspotenzial wie über 25 Tonnen CO2.
Bei ED Netze ist Markus Linder als Fachbereichsleiter unter anderem für Bau, Betrieb und Instandhaltung von Hochspannungsanlagen zuständig. Mit Blick auf das Klima betont er die Bedeutung alternativer Isolationstechnologien für das neue Umspannwerk: „Mit dem Verzicht auf SF6 können wir den Netzausbau im Dienste regenerativer Energien mit einem nachhaltigen Schaltanlagenbau in Einklang bringen.“
Ein Partner, der für Nachhaltigkeit steht
Für Schneider Electric sind die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz seit vielen Jahren fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie. SF6 stand schon frühzeitig auf der Agenda: Die Experten im Tech-Konzern forschten nach der besten Alternative zu F-Gasen als Isoliergase für Schaltanlagen.
Bei einem der regelmäßigen Gespräche zwischen Schneider Electric und ED Netze entstand daher die Idee, das komplette Umspannwerk in Löffingen mit SF6-freier Technologie und neuester Sensorik als Pilotanlage umzusetzen. Zum Einsatz kommen klassische, gasisolierte Schaltanlagen (GIS), die jedoch statt SF6 reine Luft zur Isolierung verwenden. Diese wird durch Filtern und Trocknen der Umgebungsluft gewonnen und kann nach Ende der Lebenszeit einer Anlage einfach wieder in die Umgebung entlassen werden. Weil mit erprobter Vakuumtechnologie geschaltet wird, liefert die Anlage auch ohne SF6 uneingeschränkt den gewohnten Funktionsumfang. Die Erkenntnisse aus der Entwicklung dieses Prototyps flossen in das SF6-freie AirSeT-Produktportfolio von Schneider Electric ein.
Digitalisierung, die sich lohnt
Die digitalen Elemente der neuen Schaltfelder sind gleichfalls auf dem neuesten Stand der Technik. Dank der Messpunkte und Überwachungsfunktionen können Fehler frühzeitig erkannt und die Instandhaltung optimiert werden. Zusätzlich zur Lichtbogenüberwachung gehören zu diesen digitalen Features etwa das Monitoring des Drucks in allen Gasräumen sowie eine Temperatur- und Feuchtigkeitsüberwachung. Fließende Ströme werden durch ein digitales Testfeld mit Hilfe von kompakten Spannungs- und Stromwandlern kontinuierlich aufgezeichnet. Die daraus resultierende größere Sichtbarkeit erhöht die Sicherheit des Schaltanlagenbetriebs. Zudem wirkt sie sich positiv auf die Anlagenlebensdauer aus, reduziert Ausfallzeiten und senkt den Aufwand sowie das Gefahrenpotential für das Personal. So erweiset sich die Investition in digitale Funktionen nicht nur funktional, sondern auch wirtschaftlich als sinnvoll.
Ausblick
Die Pilotanlage im Umspannwerk Löffingen zeigt, wohin die Reise Richtung Nachhaltigkeit in der Energieverteilung geht. Schneider Electric investiert indessen weiter in die Entwicklung der Technologien für einen nachhaltigen Schaltanlagenbau. Das Ziel: Auch Energieversorger und Privatkunden sollen schon bald mit SF6-freien Schaltanlagen beliefern werden. Interessenten finden hier weitere Informationen dazu: https://www.se.com/de/de/about-us/newsroom/news/press-releases/ed-netze-er%C3%B6ffnen-umspannwerk-mit-sf6-freier-technologie-von-schneider-electric-63ecda278e219718620e38e4
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